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Therapie & Stabilisierung
für traumatisierte Geflüchtete
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Menschenrechte
brauchen Sicherheit
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Menschenwürdige Aufnahme
für alle Schutzsuchenden

Newsletter April 2025

Sehr geehrte Unterstützer*innen des PSZ, liebe Freund*innen,

nach der Bundestagswahl stellen Inken Vollmering, Maria Shakura aus dem rechtlichen Team, gemeinsam mit Eva van Keuk, einige Aspekte der Koalitionsvereinbarung in Bezug auf Geflüchtete vor und beziehen Stellung.

Wir richten uns in diesem Newsletter außerdem an diejenigen Leser*innen, die selbst in NRW in der ambulanten psychiatrischen oder psychotherapeutischen Versorgung tätig sind, da uns gerade wieder sehr viele Anfragen von Klient*innen erreichen, für die wir nach einem Erstgespräch einen klaren Therapiebedarf sehen und die gut in ein ambulantes Setting passen würden. Wir möchten gerne die Kooperationen mit Ihnen intensivieren. Wenn wir Klient*innen an Sie vermitteln dürfen (auch wenn nur eine Person im Jahr oder nur einmalig) schreiben Sie uns doch gerne eine E-Mail an info@psz-duesseldorf.de. Wir würden dann mit Ihnen telefonieren, um Details zu klären, ggf. auch, wie wir Sie unterstützen können hinsichtlich der Beantragung von Sprachmittlungskosten, Bescheinigungen, begleitende Sozialarbeit etc. Damit wollen wir Ihnen die Aufnahme eines*einer geflüchteten Patient*in Ihrer Praxis so einfach wie möglich gestalten. Wir freuen uns auf Ihre Mails!

Wir laden Sie und Euch bereits jetzt zu „Radeln für Menschenrechte“ am 1. – 30. Juni 2025 ein und informieren Sie und Euch über die Fortbildungsangebote im Mai 2025.

Schlaglicht Koalitionsvereinbarungen: Weniger Rechte, erschwerte Fluchtwege und verschärfte Abschiebungen – auch für vulnerable und psychisch belastete Geflüchtete, die Schutz suchen!
Zunächst sind wir froh, dass die PSZs auch in Zukunft gefördert werden sollen – allerdings wie bisher mit meist jährlich zu beantragenden Zuschüssen, die in keiner Weise kostendeckend sind und weitere Projektmittelgeber erforderlich machen. Während bereits jetzt viele Sozialarbeiter*innenstellen außerhalb der PSZs gekürzt wurden, mussten alleine in NRW zwei PSZs schließen. Wir im PSZ Düsseldorf machen in jedem Fall weiter!

Ebenso ist es erfreulich, dass das Chancenaufenthaltsrecht für geduldete Geflüchtete mit Arbeit und Sprachkenntnissen auch in Zukunft eine Möglichkeit bieten wird, in einen befristeten Aufenthalt zu wechseln. Ein wichtiges Instrument, das sich nach unseren Erfahrungen bewährt hat. Voraussetzung bleibt, dass die zuständigen Behörden die erforderlichen Papiere für Geflüchtete fristgerecht ausstellen, damit diese die vorhandenen Arbeits – oder Ausbildungsangebote überhaupt wahrnehmen können.

Die Beschlüsse des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, GEAS, sind ja längst auf EU Ebene beschlossen und sollen ab 2025 in nationales Recht umgewandelt werden. Geplant ist im Koalitionsvertrag zum einen, Zurückweisungen an den deutschen Grenzen auch auf Asylsuchende auszuweiten – obwohl dies geltendem EU-Recht widerspricht, welches zunächst ein Verfahren zur Ermittlung der Zuständigkeit vorsieht. Von Ausnahmen für besonders Schutzbedürftige ist hier explizit nicht die Rede. Zu befürchten ist, dass wir in Zukunft immer mehr Schutzsuchende sehen werden, für deren Asylantrag sich über lange Zeit kein europäischer Staat zuständig sieht, sowie Ketten-Rückschiebung von Geflüchteten in Staaten, in denen ihre Menschenwürde nicht geachtet wird. Denn dies ist der Grund dafür, dass viele Geflüchtete nicht in den ersten europäischen Ländern bleiben und weiterreisen: Viele EU-Staaten missachten systematisch die geltenden Standards der Geflüchtetenaufnahme und gestalten die Aufnahmebedingungen so aus, dass sie die Menschen de facto forttreiben. Für den EU-Staat Bulgarien beispielsweise hat eine Recherchereise des Ökumenischen Netzwerks Asyl (https://kirchenasyl-bb.de/wp-content/uploads/2025/01/Abgeschoben-aus-Deutschland-nach-Bulgarien-Recherchebericht-Januar-2025.pdf) in der Kirche sehr plastisch gemacht, das Schutzsuchende auch nach einer Flüchtlingsanerkennung keinerlei Integrationschancen haben.

Zum anderen soll die Zahl der Abschiebungen erhöht werden, die Verhängung von Abschiebehaft soll vereinfacht werden durch mehr Befugnisse für die Bundespolizei, Streichung von Rechtsbeiständen und einen Ausbau von Haftplätzen. Dies passiert bereits in unserer unmittelbaren Nachbarschaft: In Düsseldorfs Nachbarstadt Mönchengladbach ist eine weitere Abschiebehaftanstalt (https://abschiebegefaengnis-verhindern.de/2025/grosses-abschiebegefaengnis-in-moenchengladbach-statt-duesseldorf/) mit 145 Haftplätzen in Planung. Und hier ist nicht von Straftäter*innen die Rede, sondern von geflüchteten ausreisepflichtigen Menschen, denen die Freiheit zum Zwecke der Abschiebung entzogen wird, und die in dieser Situation zukünftig keinen rechtlichen Beistand mehr haben werden.

Während Abschiebeflüge nach Kabul starten sollen, wird gleichzeitig das Aufnahmeprogramm für gefährdete Afghan*innen, das seit 2022 läuft, endgültig beendet. Die – aus unserer Sicht ohnehin schon erschütternd geringe – Aufnahmebereitschaft, die Deutschland gegenüber Menschenrechtsaktivist*innen und ehemaligen Verbündeten gezeigt hat, wird damit endgültig gekündigt und den rund dreitausend Menschen, die bereits Aufnahmezusagen haben und auf Rettung in Deutschland hofften, die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Ein*e berufliche*r Kollege*Kollegin aus Afghanistan (kein*e PSZ Mitarbeiter*in) hatte vor einigen Jahren über einen Dachverband den Kontakt zu deutschen Verbänden und den binationalen fachlichen Austausch gesucht. Nun erreichte uns die Nachricht, dass diese*r Kollege*Kollegin sich mit seiner*ihrer Familie bereits seit Monaten verstecken muss. Die Kontaktdaten sind zwar noch für das Bundesaufnahmeprogramm registriert worden, aber es wird nach dem Stopp des Bundesaufnahmeprogramms für diese Familie keine Ausreise mehr geben. Wir werden wöchentlich den Kontakt halten, um dem Wunsch der*des afghanischen Berufskollegen*in entgegen zu kommen, sich zumindest einmal in der Woche bei einer fachlichen Kollegin entlasten zu können. Das ist das Mindeste, was wir tun können – wenn eine Telefon- bzw. Internetverbindung besteht.  

Deutschland hat eine Verantwortung den Menschen gegenüber, die in Afghanistan für deutsche Truppen und deutsche Organisationen gearbeitet haben und an das Versprechen eines freien und westlichen Lebens in Afghanistan glaubten. Beim überstürzten Abzug der westlichen Truppen wurden sie zurückgelassen und man überließ ihr Schicksal den Taliban. Das Aufnahmeprogramm sollte etwas davon wiedergutmachen. Viele verfolgte und bedrohte Menschen haben alle ihre Hoffnung auf dieses Programm gesetzt. Nur die wenigsten von ihnen konnten am Programm teilnehmen und eine Aufnahmezusage erhalten. Die kommende Bundesregierung plant das laufende Aufnahmeprogramm abzubrechen und auch die Menschen zurückzulassen, die bereits eine schriftliche Zusage haben und in Pakistan auf ihr Visum und ihre Evakuierung warten. Die Folge wäre eine Abschiebung zurück nach Afghanistan, direkt in die Hände der Taliban.

Einer dieser Menschen ist K. – eine junge Frau, die sich schon immer tapfer gegen eine von Männern und frauenfeindlichen Traditionen geprägte Gesellschaft gestellt hat. Sie hat in Afghanistan und in Europa studiert, war als Frauenrechtlerin und Feministin aktiv, war Medienschaffende und Mitarbeiterin einer internationalen NGO sowie einer bekannten deutschen Organisation. Sie hat unglaubliche Repressionen als Frau und als Aktivistin erdulden müssen. Seit der Machtübernahme der Taliban lebt sie in ständiger Angst vor Entdeckung und Verfolgung. Darunter hat ihre psychische Gesundheit erheblich gelitten. Sie hat eine Aufnahmezusage für Deutschland erhalten und wartet seit Monaten darauf, endlich ausreisen zu können. Sie zurückzulassen und damit den Taliban auszuliefern ist nicht zuletzt ein Verrat an unseren eigenen Werten, wie Frauenrechte und Gleichberechtigung. 

Auch der Familiennachzug zu subsidiär geschützten Geflüchteten soll, wie bereits 2016 für mehrere Jahre, ausgesetzt werden. Das betrifft vorwiegend Menschen aus Syrien und vor allem Minderjährige, die allein nach Deutschland fliehen mussten und gehofft haben, irgendwann ihre Eltern wieder umarmen zu können. Eine schnelle Rückkehr in das instabile Land, in dem große Teile der Infrastruktur zerstört sind, in dem immer noch Kämpfe stattfinden und wo es noch kürzlich zu einem Massaker kam, können sich aus guten Gründen viele nicht vorstellen.

Das Beispiel von F. zeigt, wie wichtig und heilsam ein Familiennachzug sein kann: F. kommt aus Afghanistan. Er wurde als Minderjähriger verfolgt und schwer misshandelt. Über die Trennung von seiner Mutter hat er nicht hinwegkommen können. Er war lange in therapeutischer Behandlung. Trotzdem konnte er seine traumatischen Erlebnisse nur ansatzweise verarbeiten, er war stets bedrückt, traurig und sprach kaum. Daher bekam er auch „nur“ subsidiären Schutz, weil er nicht in der Lage gewesen war, in der Anhörung über das Schreckliche, was er erlebt hatte, zu sprechen. Sein einziger Wunsch war es, seine Mutter bei sich zu haben. Vor neun Monaten war es dann soweit: Nach einem langen und zermürbendem Familiennachzugsverfahren konnte seine Mutter endlich kommen. Sie musste ihren Mann und ihre anderen beiden Kinder in Afghanistan zurücklassen. F. lebt jetzt wieder mit seiner Mutter zusammen. Er spricht inzwischen in ganzen Sätzen und lächelt sogar. Er möchte nach der Schule Heizungsinstallateur werden und mit seinem Sportverein zu den Meisterschaften nach Holland fahren, wenn seine Mutter mitkommt. Er ist nicht wiederzuerkennen. Das Zusammensein mit seiner Mutter hat wirklich vieles „wieder gut“ gemacht und seine Heilung ermöglicht.

Sicherer wird Deutschland durch all diese Maßnahmen nicht werden. Ganz im Gegenteil. Wir sind der festen Überzeugung, dass es unsere Gesellschaft nicht sicherer machen wird, wenn Geflüchtete stigmatisiert und ausgegrenzt werden. Und sie werden Fluchtmigration auch nicht reduzieren, weil nicht die Fluchtgründe bekämpft werden, sondern die fliehenden Menschen. Aber unsere PSZ – Klient*innen werden durch diese Maßnahmen in Zukunft noch stärker belastet, als sie ohnehin schon sind: Aus Angst um ihre Angehörigen, aus Angst vor der Zukunft, wegen der Ungewissheit ihres Aufenthalts oder wegen Haft- und Abschiebungserfahrungen in der EU.

An den Rahmenbedingungen für unsere Klient*innen können wir als PSZ wenig ändern – aber wir werden psychisch belastete Geflüchtete mit unsicheren Aufenthaltsstatus gewiss weiterhin interdisziplinär begleiten, behandeln und fachlich unterstützen. Wir werden unsere professionelle Expertise und unsere alltäglichen, realen Erfahrungen in unserer Arbeit in die gesellschaftlichen Diskurse einbringen.

Dafür werden wir, mehr denn je, Ihre Unterstützung und Ihr Interesse an unserer Arbeit benötigen.

„Radeln für Menschenrechte“ – Jetzt mitmachen!
Eine Aktion, die so vieles vereint – Bewegung, Engagement, Solidarität und Umweltschutz!
Im Juni 2025 geht unsere Spendenaktion „Radeln für Menschenrechte“ bereits in die vierte Runde. Was 2022 vom PSZ Düsseldorf ins Leben gerufen wurde, ist inzwischen zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden – und auch dieses Jahr setzen wir wieder ein kraftvolles Zeichen für Menschenrechte.

Doch das ist längst nicht alles: Mit der Aktion unterstützen wir nicht nur die psychosoziale Versorgung geflüchteter Menschen, sondern fördern gleichzeitig auch Gesundheit, Klimaschutz und zwischenmenschliche Verbundenheit.

So funktioniert es: Im Aktionsmonat Juni sind Unternehmen, Vereine und Organisationen eingeladen, mit ihren Teams in die Pedale zu treten. Jeder gefahrene Kilometer zählt – egal ob auf dem Weg zur Arbeit, bei der Wochenendtour mit der Familie oder im Fahrradurlaub.

Für jeden Kilometer spenden die teilnehmenden Organisationen einen selbst festgelegten Betrag.
Der Erlös kommt direkt dem PSZ Düsseldorf zugute und unterstützt die wichtige Arbeit mit jährlich über 1.500 Geflüchteten und deren Angehörigen (Stand 2024).

Der Clou: Der Wettbewerb!
Alle teilnehmenden Organisationen treten in einem spannenden Wettbewerb gegeneinander an.
Die Organisation mit den meisten geradelten Kilometern gewinnt ein professionelles Bike-Fitting direkt vor Ort! Gesponsert wird dieser attraktive Hauptpreis von unserem Aktionspartner AOK Rheinland/Hamburg.

📅Aktionszeitraum: 01. – 30. Juni 2025

🌐 Jetzt informieren und anmelden unter:
www.radeln-fuer-menschenrechte.de

Jeder Kilometer zählt – machen Sie mit und bewegen Sie gemeinsam mit uns etwas

Fortbildungsangebote für Mai 2025
Für alle Veranstaltungen sind verbindliche Anmeldungen erforderlich. 

Am Donnerstag, den 22.05.2025 von 15:00 – 17:00 Uhr
„Sprachmittlungstreff“ mit Nandini Verma.
Das Angebot richtet sich Sprachmittler*innen in der Beratung und Therapie von Geflüchteten.
Die Veranstaltung findet im Gruppenraum in der 3.Etage statt.
Anmeldung unter https://eveeno.com/sprachmittlungstreff_22052025

Am Donnerstag, den 15.05.2025 von 17:00 – 19:00 Uhr
„Die Kunst der Kommunikation: Schlüssel zu erfolgreichen Beziehungen“.
Die Veranstaltung findet auf Arabisch und per Zoom statt, der Link wird nach der Anmeldung rechtzeitig zugesandt.
Anmeldung unter: https://eveeno.com/kunst_der_kommunikation

Außerdem läuft bereits jetzt die Anmeldung für den 18.Kongress des Dachverbandes der transkulturellen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im deutschsprachigen Raum (DTPPP) in Düsseldorf „Ohne Schuld und Scham? Auswirkungen politischer Sprache auf psychische Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt“ vom
25.9 – 27.9.2025: https://yasminbarbara.wufoo.com/forms/z14b3dw10tg4kms/ 

Wir freuen uns, Sie und euch auf einer Veranstaltung zu sehen.

Wir wünschen Ihnen und Euch schöne Ostertage.

Herzliche Grüße aus dem PSZ!